Jedes Jahr sterben zahlreiche Rehkitze bei der ersten Grünlandmahd. Die Geburt der Rehkitze im Frühsommer fällt in dieselbe Zeit, in der die Landwirte zum ersten Mal ihre Wiesen mähen. Die Ricken/Geißen legen in dieser Zeit ihre frisch geborenen Kitze an vermeintlich geschützter Stelle, z. B. im hohen Gras einer Wiese, ab. Droht Gefahr, verharren die Kitze instinktiv tief geduckt und reglos auf dem Boden anstatt zu fliehen. Da sie dadurch nicht erkannt werden können, werden sie durch Mähmaschinen häufig schwer verletzt oder getötet. Durch „vermähte“ Rehkitze wird der Grünschnitt der betroffenen Fläche unbrauchbar. Die Kitze vor schweren Verletzungen oder gar Tod zu bewahren ist das Ziel der Kitzrettung.
Jährlich werden etwa 100.000 Rehkitze durch Mähmaschinen grausam getötet. Von April bis Juli setzt die Rehgeiß die Kitze bevorzugt in hohem Gras ab. Gut getarnt, geruchlos und mit ausgeprägtem Drückinstinkt sind sie dort perfekt vor ihren Fressfeinden geschützt. Den modernen Mähmaschinen sind sie jedoch schutzlos ausgeliefert. Herkömmliche Wildschutzmaßnahmen helfen jedoch kaum, sind zeit- und personalintensiv.
Doch nicht nur Rehe, sondern auch Fasanen, Rebhühner, Hasen und andere Wildtiere sind den Gefahren oft schutzlos ausgesetzt. Um vor allem Tierverluste, aber auch die daraus finanziellen Risiken der Landwirte (z.B. durch das Kadaver-verseuchtes Futter) so gering wie möglich zu halten ist es sinnvoll, die Mähaktionen in enger Zusammenarbeit mit Jägern und Wildschützern durchzuführen.
Dabei haben sich der Einsatz von brauchbaren Jagdhunden sowie insbesondere fliegende Erkennungssysteme in Form von kleinen Drohnen mit angehängten Wärmebild- und normalen Digitalkameras bewährt: Beim systematischen Überfliegen von Wiesen vor der Mahd mit einem Multikopter werden Infrarotbilder an die Kitzretter übertragen. Die Rehkitze sind aufgrund ihrer Körpertemperatur in den frühen, kühleren Morgenstunden deutlich zu erkennen. Sie werden vom Kitzrettungs-Team aus dem Feld getragen, markiert und in den Schatten am Feldrand in eine Kiste gesetzt. Nach der Mahd werden sie wieder frei gelassen.
An dieser Stelle kommen auch die Rauchwarnmelder von Hekatron Brandschutz ins Spiel. Der Jäger Paul Schmid aus Bad Krozingen ist in Gesprächen mit Jäger-Kollegen eher zufällig über diese Idee gestolpert: Die akustische Alarmierung der Melder könnte nach der Suchaktion verhindern, dass die Tiere zurück in die vorgesehene Mähfläche laufen. Welch ein Glück, dass sein Jagdfreund Julian Grethler beim Sulzburger Brandschutz-Unternehmen arbeitet.
Unterstützer der Aktion konnten schnell gefunden werden. In Zusammenarbeit mit der Ausbildungsabteilung wurden insgesamt 10 Melder so umgerüstet, dass der Alarmierungston dauerhaft ertönt und vor einer möglichen Gefahr warnen soll.
Am Wochenende um den 20. Juni 2020 war es dann soweit: In Eschbach sollte eine rund 50 ha große Wiese abgemäht werden. Ab 4.30 Uhr wurde das Areal gründlich abgeflogen. Insgesamt konnten auf diese Weise 20 Kitze in 3 Tagen gefunden werden. Durch die anschließend an der Waldkante aufgestellten Rauchwarnmelder mit Daueralarmsignal konnten viele schutzlose Kitze vor dem Mähtod bewahrt werden – man kann also durchaus von einem erfolgreichen Pilotprojekt sprechen.
Paul Schmid bedankte sich bei den Geschäftsführern der Hekatron Unternehmen für die tolle Unterstützung bei der Aktion.